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Schlagwort: Futures Thinking

Futures Thinking – Stöttner beim Vodafone Future Day

Beim Vodafone Future Day sprach Carina Stöttner darüber, warum Zukunftsdenken heute zu einer zentralen Führungsdisziplin wird – und was uns oft daran hindert. Unser Gehirn, so erklärte sie, neige dazu, kurzfristig zu denken und Risiken stärker wahrzunehmen als Chancen – ein Mechanismus, der strategisches Handeln in unsicheren Zeiten erschwert.

In ihrer Arbeit mit Führungskräften gehe es daher nicht darum, Zukunft zu prognostizieren, sondern zu lernen, mit Unsicherheit umzugehen – denn diese wird bleiben. Sie zeigte, welche kognitiven Tendenzen (wie der Negativitäts-Bias) unser Denken über die Zukunft beeinflussen, wie weit wir sinnvoll vorausblicken sollten, und warum Szenariodenken ein wirksames Werkzeug ist, um Komplexität handhabbar zu machen.

Zukunft, so Stöttner, sei kein Fixpunkt, sondern ein Denkraum: Wer mehrere mögliche Zukünfte entwirft, statt an einer Wahrheit festzuhalten, gewinnt Handlungsfähigkeit zurück.

Zuvor gab Prof. Heiko von der Gracht einen Einblick in die wissenschaftliche Seite der Foresight-Arbeit. Er machte deutlich, dass Zukunftsforschung keine Wahrsagerei ist, sondern auf systematischer Beobachtung, Szenarien und Signalinterpretation beruht. Zukunft, so von der Gracht, entstehe nicht zufällig – sie lasse sich methodisch erkunden, indem man Trends, Wildcards und mögliche Brüche strukturiert analysiert.

Deutschlands Industrie 2045: Vier Zukünfte, die Sie überraschen werden

Warum wir alle am „Normalitätsbias“ leiden

Haben Sie schon einmal vom „Normalitätsbias“ gehört? Es ist die tief in unserem Gehirn verankerte Tendenz zu glauben, dass alles so weiterläuft wie bisher. Dieses Phänomen lässt sich besonders gut bei prognostizierten Hurricanes beobachten: Obwohl die Gefahr klar ist, halten viele Menschen bis zur letzten Minute daran fest, dass es sie schon nicht treffen wird. Wir unterschätzen Risiken und haben enorme Schwierigkeiten damit, tiefgreifende Veränderungen zu antizipieren.

Genau diese menschliche Eigenschaft ist eine strategische Gefahr für die deutsche Industrie. Zu glauben, der Status quo bliebe erhalten, ist in einer sich rasant wandelnden Welt das größte Risiko. Der Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit liegt daher nicht in der Vorhersage, sondern im Denken in Szenarien – einem disziplinierten „Was wäre, wenn“-Ansatz. Nur wer sich heute mit möglichen Zukünften auseinandersetzt, kann in der Krise agieren, anstatt von ihr gelähmt zu werden.

Genau das habe ich in der Studie „Zukunftsszenarien für die Industrie und Industriearbeit“ getan. Dabei habe ich zusammen mit meinen Co-Autoren Jan Berger, Carsten Brandes, Andreas Katzer vier plausible, aber radikal unterschiedliche Zukünfte für die deutsche Industrie im Jahr 2045 entworfen. Dieser Artikel stellt Ihnen die vier überraschendsten Erkenntnisse aus diesen Szenarien vor – vier Aussichten, die unser Bild von der Zukunft radikal in Frage stellen.

Die vier überraschendsten Zukunftsaussichten für die deutsche Industrie

1. Deutschlands Apple-Dilemma: Wohlstand für die Elite, Abstieg für den Rest?

Im Szenario „Designed in Germany, Made in the World“ folgt Deutschland dem Vorbild von Apple: Designed by Apple in California, assembled in China. Die deutsche Industrie spezialisiert sich auf ihre Kernkompetenzen in Forschung, Entwicklung und Design. Ergänzt wird dies durch den Ausbau von Plattform- und Servicelösungen („X-as-a-Service“). Die physische Produktion beschränkt sich auf hochqualitative Kleinserien, während die kostenintensive Massenproduktion konsequent in kosteneffizientere Länder verlagert wird.

Die überraschende und potenziell explosive Konsequenz dieses Modells ist nicht wirtschaftlicher, sondern sozialer Natur. Es entsteht eine tiefe gesellschaftliche Kluft. Auf der einen Seite steht eine hochqualifizierte, international vernetzte und sehr gut verdienende „Industrie-Elite“, die in den Entwicklungszentren arbeitet. Auf der anderen Seite stehen die ehemaligen Facharbeiter aus der Produktion, die in andere Sektoren abwandern oder Schwierigkeiten haben, auf dem neuen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Dieser Strukturwandel erinnert an den Niedergang der deutschen Textilindustrie, der die soziale Sprengkraft einer solchen Entwicklung verdeutlicht.

2. Resilienz hat ihren Preis: Warum ein autarkes Europa uns ärmer machen könnte

Das Szenario „Europäische Regional-Industrie“ beschreibt eine Zukunft, die von Protektionismus und dem Wunsch nach regionaler Stabilität geprägt ist. Getrieben von geopolitischen Spannungen koppelt sich Europa vom Weltmarkt ab, um Abhängigkeiten zu reduzieren und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Die Produktion wird nach Deutschland und Europa zurückgeholt (Reshoring).

Die kontraintuitive Kernaussage dieses Szenarios lautet: Der verständliche Wunsch nach mehr Sicherheit könnte Deutschland ärmer machen. Die Abkopplung vom Weltmarkt würde die Exportnation hart treffen. Berechnungen der Stiftung Familienunternehmen deuten darauf hin, dass das reale Pro-Kopf-Einkommen kurzfristig um bis zu 20 % sinken könnte, langfristig um 6 %. In dieser Zukunft gäbe es klare Verlierer wie die Automobilindustrie und die Hochtechnologie, während Grundversorger wie Lebensmittel, Energie (Biomasse, Atomkraft) und die Recycling-Wirtschaft zu den Gewinnern zählten. Innovation bedeutet hier nicht, bahnbrechende Technologien zu schaffen, sondern erfordert einen frugalen Ansatz mit begrenzten Mitteln: die kreative Fähigkeit, buchstäblich „das Rad neu zu erfinden“, indem man bestehende Produkte mit den Ressourcen baut, die gerade verfügbar sind.

3. Das Ende deutscher Standards: Wenn die Waschmaschine bald ein „Sari-Programm“ hat

Im Szenario „Local for Local“ reagieren deutsche Unternehmen auf globale Unsicherheiten, indem sie Produktionsstätten in jeder wichtigen Weltregion aufbauen, um die dortigen Märkte direkt zu bedienen. Forschung und Entwicklung (F&E) bleiben zunächst in Deutschland, doch die globale Machtbalance verschiebt sich. Die Produktentwicklung richtet sich zunehmend nicht mehr nach europäischen, sondern nach den bevölkerungsstärkeren und kaufkräftigeren Regionalblöcken wie Indien aus.

Die überraschendste Folge ist der Verlust der globalen Standardsetzungsmacht Deutschlands. Das prägnante Beispiel aus der Studie verdeutlicht dies:

„Das heißt, ich habe vielleicht eine Waschmaschine, die in Zukunft statt einem Feinwaschprogramm ein Sari Waschprogramm hat und wir bekommen dann im Grunde nur noch die Anpassung.“

Deutschland wäre nicht mehr der globale Taktgeber, sondern nur noch ein Markt, für den Produkte angepasst werden. Dieser Machtverlust würde langfristig auch die entscheidende Frage aufwerfen, warum Forschung und Entwicklung überhaupt noch in Deutschland angesiedelt sein sollten, wenn die wichtigsten Kunden und Märkte woanders sitzen.

4. Der neue Industriearbeiter: Mehr Daniel Düsentrieb als klassischer Facharbeiter

Das optimistischste Szenario heißt „Deeptech-Deutschland“. Hier geht es nicht darum, bestehende Produkte nur zu optimieren – ein Auto noch etwas schneller oder effizienter zu machen –, sondern darum, fundamentale Probleme wie den Klimawandel oder Überalterung auf einer grundlegenden Ebene zu lösen. Deutschland entwickelt sich zu einem weltweit führenden Standort für hochinnovative Technologien wie selbstheilende Materialien, klimaresistente Pflanzen oder Lebensmittel aus der Petrischale.

Die überraschendste Anforderung dieser Zukunft betrifft die Arbeitskräfte. Gefragt sind nicht mehr nur klassisch ausgebildete Ingenieure, sondern sogenannte „New Collar Worker“. Dieser neue Typus von Industriearbeiter vereint technische, manuelle und theoretische Kompetenzen. Oft sind es Quereinsteiger aus völlig anderen Disziplinen, die neue Perspektiven einbringen. Die Studie nutzt eine treffende Analogie: Gefragt ist der Geist eines „Daniel Düsentrieb“, also eines genialen Erfinders, kombiniert mit einem „Dagobert Duck Mindset“ – dem unternehmerischen Gespür, aus brillanten Ideen auch wirtschaftlich erfolgreiche Produkte zu machen.

Fazit: Die Zukunft ist, was wir daraus machen

Diese vier Szenarien sind keine Vorhersagen. Sie sind plausible Gedankenexperimente, die uns die Bandbreite möglicher Zukünfte aufzeigen und helfen, den „Normalitätsbias“ zu überwinden. Sie zwingen uns, unbequeme Fragen zu stellen und strategische Optionen für morgen schon heute zu durchdenken. Die Zukunft ist nicht vorbestimmt. Die Weichen werden zwischen einem gespaltenen Eliten-Staat, einem resilienten, aber ärmeren Kontinent, dem Verlust globalen Einflusses oder der anspruchsvollen Neuerfindung unserer Arbeitswelt gestellt.

Wenn Sie Interesse an einer Keynote zu dem Thema haben oder in den Austausch dazu gehen möchten, weil Sie oder Ihre Kunden Teil der europäischen Industrie sind, sprechen Sie mich gerne an.

Warum Futures Thinking zur Kernkompetenz wird

Foresight ist kein Denkmodell für Akademien oder Thinktanks, sondern ein strategisches Werkzeug für Unternehmen, die im Wandel Orientierung suchen. Ob in der Industrie, Verwaltung oder im Mittelstand: Wer mit Unsicherheit produktiv umgehen will, braucht Strukturen, Methoden und eine Kultur, die Zukunft mitdenkt.
Dieser Beitrag beantwortet fünf praxisnahe Fragen: Wie lässt sich Foresight im Unternehmen verankern? Was bringt es der Strategiearbeit? Und wie baut man dafür Kompetenzen auf?

Wie kann Foresight in Unternehmen integriert werden?

Foresight lässt sich auf verschiedenen Ebenen im Unternehmen verankern:

  • Strategisch: Als Impulsgeber für die Unternehmensstrategie, z. B. über Zukunftsszenarien oder Zielbilder.
  • Innovativ: Als Ergänzung zu Innovationsmethoden (Design Thinking, Agile) zur frühzeitigen Erkennung von Bedürfnissen, Technologien und Geschäftsmodellen.
  • Kulturell: Als Haltung, die Offenheit für Unsicherheit, alternative Denkmodelle und langfristiges Denken fördert.
  • Strukturell: Über dedizierte Rollen, Foresight-Units oder integrierte Teams in Strategie-, Innovations- oder Entwicklungsabteilungen.

Der Einstieg kann klein sein: ein erster Szenarienworkshop, ein Trendradar oder ein internes Foresight-Pilotprojekt.

Welche Vorteile bringt Foresight für die strategische Planung?

Strategisches Foresight erweitert den Planungshorizont – von der kurzfristigen Reaktion zur langfristigen Antizipation. Es ermöglicht:

  • Frühzeitige Orientierung in dynamischen Umfeldern
  • Identifikation von Chancen und Risiken, die klassisch-strategisch übersehen würden
  • Bessere Entscheidungsqualität durch systemische Sicht und alternative Perspektiven
  • Strategien mit mehr Resilienz – also Anpassungsfähigkeit bei unvorhersehbaren Entwicklungen

Foresight macht Strategien robuster, weil es Unsicherheiten nicht ausblendet, sondern einplant.

Wie hilft Foresight in Transformationsprozessen oder bei Unsicherheit?

Foresight ist besonders wertvoll, wenn „lineares Denken“ nicht mehr ausreicht:

  • In Transformationsprozessen öffnet es neue Möglichkeitsräume: Welche Zukunft wollen wir als Organisation? Was verändert sich strukturell?
  • In unsicheren Kontexten schafft es psychologische und strategische Sicherheit: Nicht die eine Lösung, sondern Orientierung im Möglichkeitsraum.
  • Es hilft, komplexe Zusammenhänge zu strukturieren und dabei unterschiedliche Sichtweisen zusammenzubringen (interdisziplinär, interhierarchisch, partizipativ).

Foresight unterstützt also nicht nur inhaltlich, sondern wirkt auch als kulturelles Veränderungsinstrument.

Welche Branchen profitieren besonders von Foresight?

Grundsätzlich gilt: Je höher die Unsicherheit, Dynamik und Komplexität, desto wertvoller ist Foresight. Besonders profitieren:

  • Industrie & Energie: zur Vorbereitung auf technologische Umbrüche, neue Wertschöpfungsketten oder geopolitische Risiken.
  • Militär: ursprünglich kommt Foresight aus diesem Bereich. Risikoplanung ist in der Verteidigung das A und O.
  • Gesundheits- & Bildungssektor: zur Mitgestaltung gesellschaftlicher und regulatorischer Veränderungen.
  • Mobilität & Logistik: zur Entwicklung robuster und nachhaltiger Geschäftsmodelle.
  • Öffentliche Verwaltung & Politik: für strategische Vorausschau, Standortentwicklung, Krisenvorbereitung.
  • Technologie & IT: als Innovationsmotor und Ethik-Reflexionsraum zugleich.

Wichtig: Es geht nicht nur um technologische Disruption – auch kulturelle, soziale oder ökologische Wandelprozesse sind Foresight-relevant.

Wie baut man eine interne Foresight-Einheit auf?

Ein unternehmensinternes Foresight-Team braucht mehr als ein Toolset – es braucht Raum, Mandat und Vernetzung. Wichtige Schritte:

  1. Verankerung auf Führungsebene: Foresight muss Teil der strategischen Diskussion sein.
  2. Start mit einem Pilotprojekt: z. B. Trendanalyse, Szenarienprozess oder Visionsentwicklung.
  3. Aufbau interner Kompetenzen: durch Schulungen, Sparrings, externe Begleitung.
  4. Netzwerke schaffen: zwischen Strategie, Innovation, HR, Technologie, Nachhaltigkeit etc.
  5. Zukunft als Dialog etablieren: partizipativ, iterativ, nicht nur Top-down.

Je nach Größe und Reifegrad kann Foresight als dedizierte EinheitStabsstelle oder integrierter Prozess angelegt werden.

Was ist strategisches Foresight und warum brauchen Unternehmen es gerade jetzt?

In einer Welt voller Unsicherheit, technologischer Sprünge und gesellschaftlicher Umbrüche wird eine Frage für Unternehmen zentral: Wie kann man heute kluge Entscheidungen für ein Morgen treffen, das man nicht kennt? Strategisches Foresight bietet keine Vorhersage – sondern eine methodisch fundierte Herangehensweise, um Zukünfte zu explorierenKomplexität zu strukturieren und unter Unsicherheit Orientierung zu finden.
In diesem Beitrag beantworte ich fünf der häufigsten Fragen zum Thema – kompakt und praxisnah.

Was ist strategisches Foresight?

Strategisches Foresight ist die strukturierte Auseinandersetzung mit möglichen, wahrscheinlichen und wünschenswerten Zukünften. Es geht nicht darum, die Zukunft vorherzusagen, sondern darum, mehrere Zukünfte zu explorieren und zu verstehen, wie sich Systeme verändern können.

Die EU sagt: „Foresight is the discipline of exploring and anticipating future possible developments to shape the preferable future.“

Foresight nutzt qualitative und quantitative Methoden, um:

  • Zukunftsszenarien, Visionen und Orientierungsbilder zu entwickeln,
  • neue Geschäftsfelder zu erschließen,
  • oder innovative Produkte und Services zu denken – oft in Kombination mit agilen und Design-orientierten Innovationsmethoden.

Foresight ist ein Denk- und Reflexionsraum, der Organisationen ermöglicht, unter Unsicherheit klüger zu entscheiden. Einen guten Guide für den Beginn und eine Übersicht über Tools bietet das UN-Futureslab.

Wie unterscheidet sich Foresight von klassischer Strategiearbeit?

Klassische StrategiearbeitStrategisches Foresight
Lineare PlanungDenken in Alternativen, Szenarien
Fokus auf OptimierungFokus auf ungedachte Möglichkeiten
Orientierung an Vergangenheit und Ist-ZustandOrientierung an möglichen Zukunftsdynamiken
Reaktion auf bekannte TrendsAntizipation von Wandel und Emergenz
Ziel: Kontrolle und PlanungZiel: Orientierung und Handlungsfähigkeit

Foresight erweitert die klassische Strategiearbeit – und macht sie zukunftsfähig in einer Welt, in der Kontrolle allein nicht mehr ausreicht.

Worin besteht der Unterschied zwischen Foresight, Trends und Prognosen?

Diese Begriffe werden oft verwechselt – dabei erfüllen sie unterschiedliche Rollen:

  • Trends beschreiben bestehende, beobachtbare Entwicklungen (z. B. Digitalisierung, Individualisierung).
  • Prognosen versuchen, auf Basis von Daten eine bestimmte Entwicklung vorherzusagen (z. B. Marktvolumen in 2028).
  • Foresight geht einen Schritt weiter: Es nutzt Trends, um ihr Zusammenspiel zu analysieren, Konsequenzen zu durchdenken und mögliche Zukunftsverläufe sichtbar zu machen.

Foresight fragt nicht „Was wird passieren?“, sondern:

Was könnte passieren?
Was wollen wir möglich machen und was verhindern?

Warum ist Foresight wichtig für Unternehmen?

In Zeiten von Umbruch und Unsicherheit brauchen Unternehmen mehr als operative Exzellenz – sie brauchen Zukunftskompetenz. Foresight hilft, …

  • Veränderungen frühzeitig zu erkennen („weak signals“)
  • Entscheidungen robuster und vorausschauender zu treffen
  • innovative Potenziale zu erschließen
  • strategische Risiken zu erkennen und abzufedern
  • Führung und Kultur auf Zukunft auszurichten
  • und die Frage zu stellen: Was wäre, wenn…?

Foresight ist keine Spielerei – sondern eine zentrale Fähigkeit für resiliente, lernende Organisationen.

Welche Methoden nutzt man in der Foresight?

Foresight ist kein Bauchgefühl, sondern ein methodisch strukturierter Prozess, der je nach Zielstellung angepasst wird. Zu den wichtigsten Methoden gehören:

  • Szenarienentwicklung: Entwicklung alternativer Zukunftsbilder
  • Trend- und Signalbeobachtung: Identifikation relevanter Entwicklungen und Frühindikatoren
  • Delphi-Methode: Strukturierte Experteneinschätzungen
  • Wild Cards & Black Swans: Durchspielen extremer, unerwarteter Ereignisse
  • Backcasting: Vom gewünschten Zukunftsbild rückwärts planen
  • Futures Wheel: Konsequenzen durchdenken
  • Futures Triangle: Herausforderungen und Chancen durchleuchten
  • Systemanalyse / Causal Layered Analysis (CLA): Verstehen tieferliegender Muster und Narrative
  • Zukunftswerkstätten & Visioning: Wünschenswerte Zukünfte gemeinsam gestalten

Foresight-Methoden lassen sich flexibel mit Innovationsprozessen, Strategieentwicklung und Change-Programmen verknüpfen.

Sie wollen Foresight einsetzen?

Warum brauchen Unternehmen eine Strategie und wie hilft Foresight dabei?

Strategiearbeit ist kein Selbstzweck. Sie liefert Orientierung in einer Welt, die sich immer schneller und unvorhersehbarer verändert.

Als Foresight-Strategin begleite ich Unternehmen dabei, ihre Strategie nicht nur aus der Vergangenheit, sondern aus möglichen Zukünften heraus zu entwickeln – und so resilienter, fokussierter und wirksamer zu agieren.

Warum Strategieplanung unverzichtbar ist

Der Zweck von Strategieplanung und -entwicklung besteht darin, eine klare, langfristige Ausrichtung für das Unternehmen zu schaffen – als verbindliches Zielbild, aber auch als flexibler Handlungsrahmen in unsicheren Zeiten.

Eine gute Strategie ermöglicht es:

  • den Kurs bei Veränderungen nicht zu verlieren,
  • Chancen rechtzeitig zu erkennen und zu nutzen,
  • Risiken frühzeitig zu identifizieren,
  • interne Ressourcen gezielt einzusetzen,
  • und die Organisation um eine gemeinsame Vision herum zu koordinieren.

Doch in komplexen Umfeldern reicht klassische Planung oft nicht mehr aus. Hier kommt Corporate Foresight ins Spiel.

Wie Corporate Foresight Strategiearbeit erweitert

Foresight-Methoden helfen, über das Offensichtliche hinauszudenken:
Sie machen Trends, Unsicherheiten und mögliche Wendepunkte frühzeitig sichtbar – und erlauben es, daraus robuste, zukunftsorientierte Strategien zu entwickeln.

Ich arbeite mit Unternehmen an genau dieser Schnittstelle: Wo aus Szenarien Strategie wird.

Dazu nutze ich u. a. Methoden wie:

  • Szenarioentwicklung
  • Backcasting
  • Causal Layered Analysis
  • Delphi-Befragungen

Ziel ist es, realistische, wünschenswerte Zukunftsbilder zu entwickeln – und den Weg dorthin systematisch rückwärts zu planen.

Überblick: Strategieansätze und ihre Erweiterung durch Foresight

Foresight-basierte Strategieplanung

In einem mehrstufigen Prozess erarbeiten wir:

  1. Relevante Trends, Treiber und Unsicherheiten (z. B. mittels Delphi oder STEEP-Analyse)
  2. Szenarien, die verschiedene mögliche Entwicklungen durchspielen
  3. Ein Zukunftsbild, das als Nordstern dient
  4. Eine Strategie rückwärts aus der Zukunft (Backcasting) – mit konkreten Handlungsoptionen für heute

Diese Methode hilft Unternehmen, Zukunft aktiv zu gestalten, statt nur zu reagieren.

Hoshin Planning

Der aus Japan stammende Ansatz verbindet Vision, Strategie und operative Umsetzung durch klare Zielkaskaden.

Ich unterstütze Unternehmen dabei, ihr langfristiges Zukunftsbild – entwickelt auf Basis von Foresight – in strategische Initiativen zu übersetzen und diese in der Organisation zu verankern.

Mintzberg-Strategiebrücke

Diese Methode betrachtet Strategie aus sieben Blickwinkeln (Vergangenheit, Gegenwart, Mitbewerber, Systemumfeld, Zukunft, Unbekanntes, Umsetzung).

Corporate Foresight wirkt hier vor allem auf den Blick nach vorn und darüber hinaus – mit Szenarien, die unerwartete Entwicklungen einbeziehen und neue Denk- und Handlungsräume öffnen.

Strategisches Dreieck

Hier geht es um die Balance zwischen UnternehmensmehrwertMarktpositionierung und Kund:innenbedürfnissen.

Foresight erweitert dieses Modell, indem es zeigt, wie sich Märkte und Zielgruppen langfristig verändern könnten– etwa durch technologische oder gesellschaftliche Entwicklungen.

Blue Ocean Strategy

Statt im Wettbewerb zu bestehen, zielt dieser Ansatz auf die Erschließung neuer Märkte („blaue Ozeane“).

Foresight hilft, diese zukünftigen Räume frühzeitig zu erkennen: Mit Zukunftsbildern, Kundenanalysen und systematischer Szenarioentwicklung unterstütze ich Unternehmen dabei, heute in die Innovationsräume von morgen zu investieren.

Porter-Wettbewerbsstrategie

Ob Kostenführerschaft, Differenzierung oder Nische – Porters Matrix ist ein Klassiker.

Foresight ergänzt diesen Ansatz um eine zukunftsgerichtete Komponente: Wie entwickeln sich Wettbewerb und Kundennutzen in den nächsten 10 Jahren?
So wird aus kurzfristiger Wettbewerbsvorteil nachhaltige strategische Relevanz.

EKS-Strategie (Engpasskonzentriert)

Die Fokussierung auf einen klar definierten Engpass – wie ihn die EKS-Strategie empfiehlt – wird durch Foresight zukunftsfähig erweitert:

In Delphi-Studien und Szenarien analysieren wir, welche Engpässe, Bedürfnisse und Nutzenerwartungen die Kund:innen von morgen haben – und wie Ihr Unternehmen diese frühzeitig adressieren kann.

Strategie aus der Zukunft heraus denken

Alle genannten Ansätze haben ihre Stärken. Doch gerade in einer komplexen, unsicheren Welt reicht es nicht, nur nach Effizienz und Marktlogik zu handeln.

Zukunftsorientierte Strategie entsteht dort, wo Unternehmen bereit sind, systematisch über den Tellerrand hinauszudenken.

Die Verbindung von Foresight und Strategieentwicklung eröffnet neue Möglichkeitsräume – und macht Organisationen widerstandsfähiger, mutiger und klarer ausgerichtet.

Möchten Sie Foresight in Ihre Strategiearbeit integrieren?

Ich begleite Unternehmen, Führungsteams und Entscheider:innen dabei, Strategie nicht aus der Vergangenheit, sondern aus der Zukunft heraus zu denken – strukturiert, wirksam und emotional verankert.

Zukunftsplanung für Unternehmen in unsicheren Zeiten

„Wie fange ich eigentlich mit Zukunftsplanung an?“
Diese Frage wird mir von Unternehmer:innen und Führungskräften regelmäßig gestellt. Die einfache Antwort: Es gibt keinen Standardweg. Doch aus meiner Erfahrung in der Foresight-Arbeit mit Unternehmen in unterschiedlichen Branchen lassen sich drei entscheidende Hebel identifizieren, die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.

1. Emotionen erkennen – und ernst nehmen

Corporate Foresight ist mehr als Analyse und Strategie. Wer ernsthaft Zukunftsszenarien entwickelt, hinterfragt zwangsläufig den Status quo – und damit auch die Identität von Führungskräften, die sich stark mit ihrem Unternehmen identifizieren.

Diese Identitätsfragen lösen nicht nur Neugier aus, sondern oft auch Widerstand, Unsicherheit oder Angst. Bevor also eine inhaltlich-strategische Auseinandersetzung beginnen kann, braucht es emotionale Arbeit:

  • Warum hängen wir so sehr an bestimmten Geschäftsmodellen?
  • Welche Glaubenssätze und Annahmen über die Zukunft prägen uns – bewusst oder unbewusst?
  • Wo müssen wir uns selbst infrage stellen, bevor wir andere überzeugen?

Futures Thinking beginnt also nicht mit Zahlen und Trends, sondern mit Selbstreflexion und Dialog auf Augenhöhe.

2. Über den Trend hinausdenken

Viele verwechseln Foresight mit klassischer Trendforschung. Doch: Trends sind sichtbar, zugänglich – und damit auch für jeden Wettbewerber auffindbar. Wer sich ausschließlich an offensichtlichen Entwicklungen orientiert, landet schnell im roten Ozean: Dort, wo alle anderen auch unterwegs sind.

Strategisch wirksame Zukunftsstrategien hingegen entstehen dort, wo Unsicherheit groß ist und die Datenlage dünn:

  • Welche Trends sind zwar noch unscharf, aber potenziell disruptiv?
  • Welche Entwicklungen könnten unser Geschäftsmodell fundamental verändern – und sind heute kaum auf dem Radar?
  • Wo entstehen neue Märkte, die andere (noch) nicht sehen?

Solche Fragen lassen sich nicht im stillen Kämmerlein beantworten. Sie erfordern kollektive Denkarbeit, intensive Diskussionen und konsequente Anwendung von Foresight-Methoden. Hier liegt der wahre Mehrwert von Corporate Foresight: in der strategischen Tiefenbohrung, nicht im Trend-Monitoring.

3. Die richtigen Menschen zur richtigen Zeit einbinden

Ein oft unterschätzter Aspekt in der Foresight-Arbeit ist die richtige Involvierung von Entscheidungsträger:innen. Wer wirklich am Geschäftsmodell arbeiten will, braucht Menschen mit Mandat – nicht nur Zustimmung auf dem Papier.

Das bedeutet:

  • Vorstände und Executives müssen bereit sein, sich auf Unsicherheit einzulassen.
  • Es braucht echtes Buy-in, nicht nur symbolische Unterstützung.
  • Gleichzeitig müssen Fachbereiche wie Produktentwicklung, Marketing, Einkauf oder Vertrieb frühzeitig in den Prozess einbezogen werden – sonst scheitert jede noch so gute Zukunftsstrategie an der Umsetzung.

In Zeiten multipler Krisen ist genau das eine Chance:
Viele Mitarbeitende hören derzeit vor allem schlechte Nachrichten – von Kostendruck, Stellenabbau, Marktunsicherheiten. Das fördert Worst-Case-Denken und schwächt die emotionale Bindung ans Unternehmen.

Wer jedoch eine glaubwürdige Vision kommunizieren kann – einen klaren Nordstern für die Zukunft –, hat die Chance, diese Dynamik umzudrehen:

  • Zugehörigkeit zu stärken
  • Orientierung zu bieten
  • und gemeinsam Zukunft zu gestalten.

Im Video erklärt:

Zukunftsplanung strategisch integrieren

Möchten Sie Zukunftsplanung strukturiert und wirkungsvoll in Ihrem Unternehmen verankern? In einem unverbindlichen Vorgespräch klären wir, wie Futures Thinking und Corporate Foresight konkret auf Ihre Organisation angewendet werden können – praxisnah, strategisch fundiert und passend zu Ihrer Führungskultur.